Mittwoch, 22. September 2010

가 갸 거 겨 고 교 구 규 그 기

다 댜 더 ... 쮸 쯔 찌.
Damit fing mein Koreanischunterricht letzte Woche an. Weil ich im Anfängerkurs bin, lernten wir natürlich erstmal Lesen und Schreiben. Man fühlt sich echt ein bisschen wie in die erste Klasse versetzt. Klingt komisch, ist aber auch ganz nett. Der Kurs ist 5 mal die Woche von 9-13 Uhr. Nur, weil ich das koreanische Alphabet halt schon einigermaßen beherrsche, war manches sehr langweilig und anstrengend zu gleich. Die oben abgebildeten Zeichen sind eine Schreib- und Leseaufgabe. Man kombiniert der Reihe nach alle Konsonanten mit allen Vokalen. Das ergibt dann (in der Regel) keine Wörter sondern einfach nur theoretische Laute der Sprache. Wir mussten diese Tabelle x mal aufschreiben und alles im Chor aufsagen.
Meine Klasse besteht vor allem aus Chinesen, es sind aber auch Hongkongchinesen, Mongolen, jemand aus Bangladesch und einer aus Laos dabei. Die sind wirklich alle nett! Interessant ist, dass meine Klassenkameraden sofort wussten, wenn sie etwas nachsprechen sollten. Vermutlich hatte die Lehrerin irgendein Zeichen dazu gegeben. Wie aus der Pistole geschossen ahmten die asiatischen Schüler die Laute der Lehrerin laut und gelehrig nach. Die Lehrerin gibt alles im Unterricht. Sie ist ein bisschen älter, aber echt ganz cool und freundlich. Nur die Tatsache, dass sie fast kein Englisch spricht, macht mir in Hinblick auf komplizierte Grammatiken ein bisschen Sorgen (viele meiner asiatischen Klassenkameraden meinen allerdings, dass die Lehrerin aus rein didaktischen Gründen bewusst kaum Englisch redet...). Als erste Hausaufgabe mussten wir die Lautkombinationen 10 mal aufmalen. Das sind über 1000 Kombinationen. Plus 20 Vokabeln, die wir lernen und auch 10 mal notieren sollten. Ich habe diese Lauttabelle nur neun mal abgeschrieben. Die drei Sterne-Sticker für gutgemachte Hausaufgaben habe ich trotzdem bekommen.

Diese Woche feiern die Koreaner Chuseok, das Erntedankfest. Es ist der wichtigste Feiertag im Jahr. So voll und komplett, wie der Mond an diesem Tag ist, soll auch die Familie sein. Man kommt zusammen, feiert und gedenkt (je nach Religion mehr oder weniger intensiv) seiner Vorfahren. Wir haben also keinen Unterricht und ich war wieder jeden Tag in Seoul. Vergnügungspark Lotteworld (fast vollständig in einer riesigen Halle), Königspalast und Freunde treffen lautet das Kontrastprogramm. Manches mache ich mit anderen Austauschstudenten, anderes mit Koreanern und in Lotteworld waren wir mit einer gemischten Gruppe.

Lotte ist übrigens eine der vielen koreanischen Erfolgsmarken. Fast alles, was man sich vorstellen kann wird von dieser Firma vertrieben. Nahrungsmittel, Supermärkte, der Vergnügungspark, Wohnungen... Koreaner legen großen Wert auf Markenprodukte, ja auch bei Wohnungen. Das merkt man auch bei den Klamotten. Ich habe noch nie so viele Luis Vuitton Läden auf einem Haufen gesehen wie hier. Designerhandtaschen haben hier fast Eastpack-Charakter. Klar, sind in der U-Bahn sicher auch gute Fälschungen aus China dabei, aber die vielen Gucci-Boutiquen werden hier auch nicht einfach nur zur Deko rumstehen.
Die letzten Tage ist es hier deutlich kühler geworden. Trotzdem tragen viele Mädchen noch extrem kurze Röcke. Erstaunlich viele Jungs bevorzugen extrem enge Jeans. Wenn man in Korea von Skinny-Jeans spricht, dann sitzen diese Jeans sprichwörtlich wie eine zweite Haut; auch bei den Jungs. Dazu tragen sie dann Männer-Handtaschen; natürlich von Ralph Lauren.


Man lernt jetzt sehr schnell viele Leute kennen. Echt schade, dass ich nur ein halbes Jahr hier bin. Ich weiß jetzt schon, dass ich all den interessanten Menschen zeitlich und freundschaftstechnisch nicht gerecht werden kann. Über den Sprachkurs habe ich intensiven und täglichen Kontakt zu anderen Ausländern. Um nicht in der Parallelgesellschaft von Austauschstudenten zu versinken, achte ich darauf, auch immer wieder etwas mit Koreanern zu unternehmen. So bin ich irgendwie im Fußballclub der Uni gelandet. Es gibt unzählige Sport-, Hobby-, Musik-, Themen- und was-weiß-ich-nicht-alles Clubs an der Uni. Nächste Woche bin ich zum ersten Mal beim Fußballraining dabei. Die Mannschaftskameraden haben schon angekündigt extra für mich nach dem Training eine Begrüßungsparty steigen zu lassen. Mal gucken, ob sie sich nach der Chuseokwoche noch daran erinnern – oder ob sie nach dem Begutachten meiner Fußballfähigkeiten noch einen Grund zum Feiern haben...

Jetzt ist das Wetter wirklich schön! Frisch, aber nicht zu kalt, weil die Sonne scheint. Der Regen der letzten Tage ist vorbei. Nicht nur Koreaner, Asiaten allgemein scheinen immer einen Regenschirm dabei zu haben. Egal ob alt oder jung, Mann oder Frau. Sobald es zu tröpfeln anfängt, zücken alle ihren Schirm. Alle? Nicht ganz. Ein unbeugsamer Deutscher bevorzugt standhaft seine Kapuze. Allmählich wurde es aber wirklich nervig, immer erklären zu müssen, warum ich einen Regenschirm unpraktisch finde. Wenn ich die Vorteile einer Kapuze unterbreitete, wurde herzlich darüber gelacht und dann zog man mich unter den eigenen Regenschirm. Einmal kam sogar ein fremdes Mädel hinter mir her gerannt, als sie sah, dass ich im Regen nur mit Kapuze unterwegs war. Zu zweit unter einem kleinen Schirm zu laufen, ist fast so umständlich wie Dreibeinlaufen. Mädels kennenlernen hin oder her. Letztendlich habe ich aufgegeben und besitze inzwischen auch einen Regenschirm. Eigentlich brauche ich jetzt noch eine Handtasche, um ihn auch immer dabei haben zu können.

추석 잘 보내세요! Frohes Erntedankfest!

Jonathan

1 Kommentar:

  1. bin hier per zufall drauf gestoßen, und habe gleich mal alle Beiträge durchgelesen, dein Schreibstil ist ziemlich cool und lädt zum weiterlesen ein! klingt echt sehr interessant, ich hoffe auf weitere Einträge!

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