다 댜 더 ... 쮸 쯔 찌.
Damit fing mein Koreanischunterricht letzte Woche an. Weil ich im Anfängerkurs bin, lernten wir natürlich erstmal Lesen und Schreiben. Man fühlt sich echt ein bisschen wie in die erste Klasse versetzt. Klingt komisch, ist aber auch ganz nett. Der Kurs ist 5 mal die Woche von 9-13 Uhr. Nur, weil ich das koreanische Alphabet halt schon einigermaßen beherrsche, war manches sehr langweilig und anstrengend zu gleich. Die oben abgebildeten Zeichen sind eine Schreib- und Leseaufgabe. Man kombiniert der Reihe nach alle Konsonanten mit allen Vokalen. Das ergibt dann (in der Regel) keine Wörter sondern einfach nur theoretische Laute der Sprache. Wir mussten diese Tabelle x mal aufschreiben und alles im Chor aufsagen.
Meine Klasse besteht vor allem aus Chinesen, es sind aber auch Hongkongchinesen, Mongolen, jemand aus Bangladesch und einer aus Laos dabei. Die sind wirklich alle nett! Interessant ist, dass meine Klassenkameraden sofort wussten, wenn sie etwas nachsprechen sollten. Vermutlich hatte die Lehrerin irgendein Zeichen dazu gegeben. Wie aus der Pistole geschossen ahmten die asiatischen Schüler die Laute der Lehrerin laut und gelehrig nach. Die Lehrerin gibt alles im Unterricht. Sie ist ein bisschen älter, aber echt ganz cool und freundlich. Nur die Tatsache, dass sie fast kein Englisch spricht, macht mir in Hinblick auf komplizierte Grammatiken ein bisschen Sorgen (viele meiner asiatischen Klassenkameraden meinen allerdings, dass die Lehrerin aus rein didaktischen Gründen bewusst kaum Englisch redet...). Als erste Hausaufgabe mussten wir die Lautkombinationen 10 mal aufmalen. Das sind über 1000 Kombinationen. Plus 20 Vokabeln, die wir lernen und auch 10 mal notieren sollten. Ich habe diese Lauttabelle nur neun mal abgeschrieben. Die drei Sterne-Sticker für gutgemachte Hausaufgaben habe ich trotzdem bekommen.
Diese Woche feiern die Koreaner Chuseok, das Erntedankfest. Es ist der wichtigste Feiertag im Jahr. So voll und komplett, wie der Mond an diesem Tag ist, soll auch die Familie sein. Man kommt zusammen, feiert und gedenkt (je nach Religion mehr oder weniger intensiv) seiner Vorfahren. Wir haben also keinen Unterricht und ich war wieder jeden Tag in Seoul. Vergnügungspark Lotteworld (fast vollständig in einer riesigen Halle), Königspalast und Freunde treffen lautet das Kontrastprogramm. Manches mache ich mit anderen Austauschstudenten, anderes mit Koreanern und in Lotteworld waren wir mit einer gemischten Gruppe.
Lotte ist übrigens eine der vielen koreanischen Erfolgsmarken. Fast alles, was man sich vorstellen kann wird von dieser Firma vertrieben. Nahrungsmittel, Supermärkte, der Vergnügungspark, Wohnungen... Koreaner legen großen Wert auf Markenprodukte, ja auch bei Wohnungen. Das merkt man auch bei den Klamotten. Ich habe noch nie so viele Luis Vuitton Läden auf einem Haufen gesehen wie hier. Designerhandtaschen haben hier fast Eastpack-Charakter. Klar, sind in der U-Bahn sicher auch gute Fälschungen aus China dabei, aber die vielen Gucci-Boutiquen werden hier auch nicht einfach nur zur Deko rumstehen.
Die letzten Tage ist es hier deutlich kühler geworden. Trotzdem tragen viele Mädchen noch extrem kurze Röcke. Erstaunlich viele Jungs bevorzugen extrem enge Jeans. Wenn man in Korea von Skinny-Jeans spricht, dann sitzen diese Jeans sprichwörtlich wie eine zweite Haut; auch bei den Jungs. Dazu tragen sie dann Männer-Handtaschen; natürlich von Ralph Lauren.
Man lernt jetzt sehr schnell viele Leute kennen. Echt schade, dass ich nur ein halbes Jahr hier bin. Ich weiß jetzt schon, dass ich all den interessanten Menschen zeitlich und freundschaftstechnisch nicht gerecht werden kann. Über den Sprachkurs habe ich intensiven und täglichen Kontakt zu anderen Ausländern. Um nicht in der Parallelgesellschaft von Austauschstudenten zu versinken, achte ich darauf, auch immer wieder etwas mit Koreanern zu unternehmen. So bin ich irgendwie im Fußballclub der Uni gelandet. Es gibt unzählige Sport-, Hobby-, Musik-, Themen- und was-weiß-ich-nicht-alles Clubs an der Uni. Nächste Woche bin ich zum ersten Mal beim Fußballraining dabei. Die Mannschaftskameraden haben schon angekündigt extra für mich nach dem Training eine Begrüßungsparty steigen zu lassen. Mal gucken, ob sie sich nach der Chuseokwoche noch daran erinnern – oder ob sie nach dem Begutachten meiner Fußballfähigkeiten noch einen Grund zum Feiern haben...
Jetzt ist das Wetter wirklich schön! Frisch, aber nicht zu kalt, weil die Sonne scheint. Der Regen der letzten Tage ist vorbei. Nicht nur Koreaner, Asiaten allgemein scheinen immer einen Regenschirm dabei zu haben. Egal ob alt oder jung, Mann oder Frau. Sobald es zu tröpfeln anfängt, zücken alle ihren Schirm. Alle? Nicht ganz. Ein unbeugsamer Deutscher bevorzugt standhaft seine Kapuze. Allmählich wurde es aber wirklich nervig, immer erklären zu müssen, warum ich einen Regenschirm unpraktisch finde. Wenn ich die Vorteile einer Kapuze unterbreitete, wurde herzlich darüber gelacht und dann zog man mich unter den eigenen Regenschirm. Einmal kam sogar ein fremdes Mädel hinter mir her gerannt, als sie sah, dass ich im Regen nur mit Kapuze unterwegs war. Zu zweit unter einem kleinen Schirm zu laufen, ist fast so umständlich wie Dreibeinlaufen. Mädels kennenlernen hin oder her. Letztendlich habe ich aufgegeben und besitze inzwischen auch einen Regenschirm. Eigentlich brauche ich jetzt noch eine Handtasche, um ihn auch immer dabei haben zu können.
추석 잘 보내세요! Frohes Erntedankfest!
Jonathan
Mittwoch, 22. September 2010
가 갸 거 겨 고 교 구 규 그 기
Donnerstag, 9. September 2010
Taifune
Manches im Leben wird besser als man es je hoffen konnte. Manches läuft ganz anders als geplant. Das ist auch in Korea so.
Bei einem nächtlichen Taifun letzte Woche knickten drei Bäume vor unserem Wohnheim um. Ein paar Kilometer weiter kamen drei Menschen im Sturm ums Leben. Zur gleichen Zeit rannte ich im 30 Minutenrhythmus aufs Klo: Durchfall. Warum ich froh war, dass ich noch keinen Zimmergenossen hatte? Das kannst du dir vielleicht denken, aber eins nach dem anderen.
Da stand ich also an der Bushaltestelle vor der großen Bärenstatue. Der Bär soll wohl das Maskottchen unserer Uni sein und ist ein zentraler und beliebter Treffpunkt auf dem oberen Teil des Campus. Auch die Shuttlebusse zum nächsten Riesensupermarkt halten dort. Der Junge mit der DFB Shorts hatte leider keine Zeit mich auf meinen ersten Ausflug ins koreanische Supermarktlabyrinth zu begleiten. Welcher der hier stehenden Busse war der Shuttle? Kurz entschlossen fragte ich ein Mädchen, die auch alleine an der Haltestelle stand. So begann unser Gespräch aus einem Koreanisch-Englisch Mischmasch. Ich durfte im Bus neben ihr sitzen und ihr durch die High-End Mall zum E-Mart, der erfolgreichsten koreanischen Supermarktkette, folgen. Auch dort durfte ich mich weiterhin an ihre Fersen heften. Geduldig versuchte sie immer wieder alles mögliche auf Koreanisch zu erklären und wich immer erst dann aufs Englische aus, wenn ich ihr glaubhaft versichern konnte, wirklich kein Wort verstanden zu haben. Der Supermarkt ist groß und hat alles an Lebensmitteln, Haushalts-, Elektroartikeln und noch viel mehr. Letztendlich ist es aber halt einfach ein Kaufhaus voll mit koreanischen Produkten... genauere Beschreibungen würden dich sicher langweiligen. Nur eins muss hervorgehoben werden: der E-Mart Song. Immer wieder schallt dieses Lied aus den Boxen über den prall und bunt gefüllten Regalen. Dann leuchten meine Augen und ich werde von dem Verlangen erfüllt, all die schönen Sachen enthusiastisch in meinen Einkaufswagen zu werfen. Hör selbst mal hin: http://www.youtube.com/watch?v=WRYlUu1nJm8 . Ansteckend, oder?
Zurück im Wohnheim brachte ich die neu erworbenen Schätze auf mein Zimmer. Männer und Frauen wohnen selbstverständlich in unterschiedlichen Trakten des Wohnheims. Um in den Jungsteil zu kommen, muss ich eine Magnetkarte an ein Speedgate halten. Dann öffnen sich die Schranken kurz, ich kann durchhuschen und eine Frauenstimme sagt irgendwas wie „Zugang gestattet“ oder so – halt auf Koreanisch. Dann kann ich mit dem Fahrstuhl in mein Stockwerk fahren. An meiner Zimmertür angekommen, schiebe ich eine Metallplatte über der Türklinke hoch. Leuchtende Zahlentasten kommen zum Vorschein. Ich gebe den Türcode ein (durfte ich selbst bestimmen), schiebe das Metallverdeck wieder über die Tasten und betrete das Zimmer. Sobald ich die Tür hinter mir schließe, höre ich, wie sich das Schloss automatisch verriegelt. Bevor ich das Zimmer wieder verlassen kann, muss ich erst auf einen Knopf drücken, der die Tür wieder entriegelt. Herkömmliche Schlüssel gibt es in diesem Land anscheinend meist nur noch als Ersatz. Auch alle Privatwohnungen, die ich bis jetzt besucht habe, ließen sich über Zahlenkombinationen öffnen. Sobald ich mein Zimmer betrete geht automatisch die Lampe über der Zimmertür an. Das ist sehr praktisch und nach einiger Zeit geht sie automatisch wieder aus. Leider schlägt der Bewegungsmelder der Lampe auch dann an, wenn man in Bad gehen will, denn es liegt direkt neben dem Eingang. Und jetzt weißt du auch, warum ich froh war noch keinen Mitbewohner zu haben. Abgesehen von den entsetzlichen Geräuschen aus der Toilette (erst habe ich gekotzt; den Rest der Nacht stand Durchfall auf dem Programm) hätte er bei ständig an- und ausgehendem Licht wohl kaum schlafen können. Als Yonghui von dieser Nacht hörte, bemerkte er treffend: "Da gabs offensichtlich zwei Taifune. Einer draußen und einer auf deinem Klo."
Standard in koreanischen Wohnungen ist es außerdem, dass der erste Quadratmeter hinter der Eingangstür ein bisschen niedriger liegt, als der restliche Fußboden. In diesem Bereich muss man seine Schuhe ausziehen. Selbst in manchen Umkleidekabinen großer Malls gibt es diesen vertieften Abstellbereich für die Schuhe.
Die ersten Freunde aus den Nachbarzimmern sind Chinesen. Sie sprechen noch fast gar kein Wort Koreanisch und waren – wie ich – sehr froh mal gediegen Englisch sprechen zu können. Abgesehen davon ist es für sie die erste Gelegenheit ihres Lebens, diese mühsam erlernte Sprache auch anzuwenden. Sie erzählten mir von ihren Familien und Freunden, dass sie China lieben und beeindruckt sind, wie technisch fortgeschritten Korea ist. Egal, was ich sagte oder machte, sie riefen immer laut und jubelnd aus: „Oh, he is so clever!“ Als sie bemerkten dass ich Linkshänder bin, kamen sie aus dem Staunen nicht heraus. Jetzt wussten sie auch, warum ich so clever bin. Langsam musste ich annehmen, dass sie es ironisch meinten. Egal, sie sind super nett und haben mir einfach so Bananen und chinesische Medikamente vorbeigebracht, als sie hörten, dass ich krank bin.
Inzwischen bin ich aber wieder richtig fit und konnte endlich Yonghui treffen. Yonghui war letztes Semester Austauschstudent in Mainz. Wir haben viele Abende bei Bier oder Korn unsere jeweiligen Fremdsprachenkenntnisse – meist anhand tragischer Frauengeschichten – ausgeweitet und auch unsere Freundschaft vertieft. Dank Yonghui habe ich Seungyong kennengelernt. Yonghui ist auch derjenige, über dessen Vertrag ich sofort ein koreanisches Handy umsonst bekommen konnte und nun sehr günstig telefonieren und texten kann (jedenfalls hoffe ich das... noch habe ich keine Rechnung bezahlt ^^). Bei leckerem Essen in Hongdae tauschten wir Neuigkeiten aus.
Was genau wir gegessen haben berichte ich später. Jedenfalls war es so lecker, dass ich es morgen Abend mit brandneuen koreanischen Freunden vom Campus wieder essen werde. Wer weiß, vielleicht esse ich es die Tage danach auch noch mit Bona, Jonghyun und Sangkee. Dann sitzen wir vermutlich irgendwo im dichten und leuchtenden Großstadtjungle, wo viele interessant gestylte Menschen an uns vorbei strömen. Aber wie gesagt, davon berichte später mal.
Liebe Grüße,
Jonathan
Bei einem nächtlichen Taifun letzte Woche knickten drei Bäume vor unserem Wohnheim um. Ein paar Kilometer weiter kamen drei Menschen im Sturm ums Leben. Zur gleichen Zeit rannte ich im 30 Minutenrhythmus aufs Klo: Durchfall. Warum ich froh war, dass ich noch keinen Zimmergenossen hatte? Das kannst du dir vielleicht denken, aber eins nach dem anderen.
Da stand ich also an der Bushaltestelle vor der großen Bärenstatue. Der Bär soll wohl das Maskottchen unserer Uni sein und ist ein zentraler und beliebter Treffpunkt auf dem oberen Teil des Campus. Auch die Shuttlebusse zum nächsten Riesensupermarkt halten dort. Der Junge mit der DFB Shorts hatte leider keine Zeit mich auf meinen ersten Ausflug ins koreanische Supermarktlabyrinth zu begleiten. Welcher der hier stehenden Busse war der Shuttle? Kurz entschlossen fragte ich ein Mädchen, die auch alleine an der Haltestelle stand. So begann unser Gespräch aus einem Koreanisch-Englisch Mischmasch. Ich durfte im Bus neben ihr sitzen und ihr durch die High-End Mall zum E-Mart, der erfolgreichsten koreanischen Supermarktkette, folgen. Auch dort durfte ich mich weiterhin an ihre Fersen heften. Geduldig versuchte sie immer wieder alles mögliche auf Koreanisch zu erklären und wich immer erst dann aufs Englische aus, wenn ich ihr glaubhaft versichern konnte, wirklich kein Wort verstanden zu haben. Der Supermarkt ist groß und hat alles an Lebensmitteln, Haushalts-, Elektroartikeln und noch viel mehr. Letztendlich ist es aber halt einfach ein Kaufhaus voll mit koreanischen Produkten... genauere Beschreibungen würden dich sicher langweiligen. Nur eins muss hervorgehoben werden: der E-Mart Song. Immer wieder schallt dieses Lied aus den Boxen über den prall und bunt gefüllten Regalen. Dann leuchten meine Augen und ich werde von dem Verlangen erfüllt, all die schönen Sachen enthusiastisch in meinen Einkaufswagen zu werfen. Hör selbst mal hin: http://www.youtube.com/watch?v=WRYlUu1nJm8 . Ansteckend, oder?
Zurück im Wohnheim brachte ich die neu erworbenen Schätze auf mein Zimmer. Männer und Frauen wohnen selbstverständlich in unterschiedlichen Trakten des Wohnheims. Um in den Jungsteil zu kommen, muss ich eine Magnetkarte an ein Speedgate halten. Dann öffnen sich die Schranken kurz, ich kann durchhuschen und eine Frauenstimme sagt irgendwas wie „Zugang gestattet“ oder so – halt auf Koreanisch. Dann kann ich mit dem Fahrstuhl in mein Stockwerk fahren. An meiner Zimmertür angekommen, schiebe ich eine Metallplatte über der Türklinke hoch. Leuchtende Zahlentasten kommen zum Vorschein. Ich gebe den Türcode ein (durfte ich selbst bestimmen), schiebe das Metallverdeck wieder über die Tasten und betrete das Zimmer. Sobald ich die Tür hinter mir schließe, höre ich, wie sich das Schloss automatisch verriegelt. Bevor ich das Zimmer wieder verlassen kann, muss ich erst auf einen Knopf drücken, der die Tür wieder entriegelt. Herkömmliche Schlüssel gibt es in diesem Land anscheinend meist nur noch als Ersatz. Auch alle Privatwohnungen, die ich bis jetzt besucht habe, ließen sich über Zahlenkombinationen öffnen. Sobald ich mein Zimmer betrete geht automatisch die Lampe über der Zimmertür an. Das ist sehr praktisch und nach einiger Zeit geht sie automatisch wieder aus. Leider schlägt der Bewegungsmelder der Lampe auch dann an, wenn man in Bad gehen will, denn es liegt direkt neben dem Eingang. Und jetzt weißt du auch, warum ich froh war noch keinen Mitbewohner zu haben. Abgesehen von den entsetzlichen Geräuschen aus der Toilette (erst habe ich gekotzt; den Rest der Nacht stand Durchfall auf dem Programm) hätte er bei ständig an- und ausgehendem Licht wohl kaum schlafen können. Als Yonghui von dieser Nacht hörte, bemerkte er treffend: "Da gabs offensichtlich zwei Taifune. Einer draußen und einer auf deinem Klo."
Standard in koreanischen Wohnungen ist es außerdem, dass der erste Quadratmeter hinter der Eingangstür ein bisschen niedriger liegt, als der restliche Fußboden. In diesem Bereich muss man seine Schuhe ausziehen. Selbst in manchen Umkleidekabinen großer Malls gibt es diesen vertieften Abstellbereich für die Schuhe.
Die ersten Freunde aus den Nachbarzimmern sind Chinesen. Sie sprechen noch fast gar kein Wort Koreanisch und waren – wie ich – sehr froh mal gediegen Englisch sprechen zu können. Abgesehen davon ist es für sie die erste Gelegenheit ihres Lebens, diese mühsam erlernte Sprache auch anzuwenden. Sie erzählten mir von ihren Familien und Freunden, dass sie China lieben und beeindruckt sind, wie technisch fortgeschritten Korea ist. Egal, was ich sagte oder machte, sie riefen immer laut und jubelnd aus: „Oh, he is so clever!“ Als sie bemerkten dass ich Linkshänder bin, kamen sie aus dem Staunen nicht heraus. Jetzt wussten sie auch, warum ich so clever bin. Langsam musste ich annehmen, dass sie es ironisch meinten. Egal, sie sind super nett und haben mir einfach so Bananen und chinesische Medikamente vorbeigebracht, als sie hörten, dass ich krank bin.
Inzwischen bin ich aber wieder richtig fit und konnte endlich Yonghui treffen. Yonghui war letztes Semester Austauschstudent in Mainz. Wir haben viele Abende bei Bier oder Korn unsere jeweiligen Fremdsprachenkenntnisse – meist anhand tragischer Frauengeschichten – ausgeweitet und auch unsere Freundschaft vertieft. Dank Yonghui habe ich Seungyong kennengelernt. Yonghui ist auch derjenige, über dessen Vertrag ich sofort ein koreanisches Handy umsonst bekommen konnte und nun sehr günstig telefonieren und texten kann (jedenfalls hoffe ich das... noch habe ich keine Rechnung bezahlt ^^). Bei leckerem Essen in Hongdae tauschten wir Neuigkeiten aus.
Was genau wir gegessen haben berichte ich später. Jedenfalls war es so lecker, dass ich es morgen Abend mit brandneuen koreanischen Freunden vom Campus wieder essen werde. Wer weiß, vielleicht esse ich es die Tage danach auch noch mit Bona, Jonghyun und Sangkee. Dann sitzen wir vermutlich irgendwo im dichten und leuchtenden Großstadtjungle, wo viele interessant gestylte Menschen an uns vorbei strömen. Aber wie gesagt, davon berichte später mal.
Liebe Grüße,
Jonathan
Montag, 6. September 2010
Das Riesenbaby (01.09.2010)
Schon ist die erste Woche rum. Weil ich noch nicht sofort ins Wohnheim konnte, wohnte ich die ersten Tage bei Seungyong. Er ist ein guter Freund von meinem besten koreanischen Kumpel in Mainz und ich hatte ihn während seines Europatrips im Juli schon kennengelernt. Seungyong hat eine kleine Wohnung mitten in Hongdae, dem angesagten Studenten-, Party- und Künstlerviertel. Dort wohnt der angehende Profigitarrist mit seiner sehr außergewöhnlichen Katze Dangkong (benimmt sich eher wie eine Mischung aus Mensch und Hund; ist außerdem ein richtiges Plappermaul). Das war wirklich super für den Start. Soviel schon mal zusammenfassend vorweg: Mir gefällt es wirklich gut hier.
Seoul ist riesig, laut, bunt und voll von Menschen. Alle sehen ganz anders aus als ich, sprechen eine mir noch recht fremde Sprache und beschriften alles mit schönen Zeichen, die ich leider nur im Erstklässlertempo entziffern kann. Viele Koreaner können zumindest ein bisschen Englisch, vermeiden es aber so weit es geht, ihre Fremdsprachenkenntnisse anzuwenden. So komme ich mir all zu oft vor wie ein Riesenbaby, das, stets freundlich bemüht, letztendlich doch überhaupt nicht peilt, was vor sich geht. Das fängt schon beim Smalltalk an, geht beim Essen mit Stäbchen weiter und hört beim Bus- und U-Bahnfahren noch längst nicht auf. Ja, Seoul kommt mir vor, wie ein fremder Planet. Überall brauche ich Hilfe.
Seungyong hat mich total gastfreundlich, fast väterlich unter seine Fittiche genommen. Mit ihm habe ich vor allem Hongdae erkundet und die zahlreichen, kreativen Cafés, Bars und Restaurants besucht. In dem Café, in dem er mal ein paar Monate gejobbt hatte, bekam ich auch alleine selbstverständlich 50% Rabatt auf alles und manchmal den Kaffee sogar umsonst. Da er ein eigenes Auto hat, lud Seungyong mich ein, zum Haus seiner Eltern zu fahren, um das Leben abseits der Hauptstadtmetropole kennenzulernen. Cooler Weise besitzt sein Vater eine Pension direkt am Meer der Westküste Koreas. Bei Aprilwetter bestaunte ich die schöne Küstenlandschaft mit ihren Sandstränden, Kiefernwäldern und aus dem Meer ragenden Felsen. Hatte teilweise echt was von Skandinavien.
In dieser ersten Woche habe ich im Grunde jeden Tag Leute um mich gehabt, die ich schon aus Deutschland kannte. Einige hatte ich länger nicht gesehen, andere hatten Mainz nur ein paar Tage vor mir verlassen. Zufälligerweise ist zur Zeit auch Boris, ein Freund aus dem Koreanischsprachkurs, in Seoul zu besuch. Von daher war das Riesenbaby immer bestens unterhalten und fühlte sich auf dem fremden Planeten doch auch irgendwie heimisch. Das änderte sich allerdings Sonntag, als ich nach Jugjeon auf den Campus meiner Uni zog.
Bye bye Seoul, hallo Jugjeon. Jugjeon gehört im sprichwörtlich weiten Sinne noch zum Einzugsgebiet Seouls, ist aber nicht mehr Seoul. Noch vor vier Jahren lag die Dankook Universität im Herzen Seouls. Als die Uni aufgrund hoher Schulden kurz vor der Schließung stand, verkaufte sie ihre Immobilien und Grundstücke in der Stadt. Die Uni machte damit offenbar so viel Geld, dass sie ihre Schulden tilgen und einen komplett neuen Campus in Jugjeon aus dem Boden stampfen konnte. Der Campus liegt umsäumt von Wäldern auf einem Berg. Ist schön, aber anstrengend, weil man permanent bergauf oder bergab läuft. Mein Studentenwohnheim liegt natürlich ganz oben, im hintersten Eck auf dem Berg. Völlig abgeschnitten von der Außenwelt bin ich dann aber doch nicht. Im „Tal“ direkt vor dem Campus gibt viele Ess- und Trinkmöglichkeiten. Ein kostenloser Shuttlebus bringt die Studenten den ganzen Tag über zur nächsten U-Bahnstation und einem großen Supermarkt. Außerdem dauert es mit einem Expressbus nur ca. 40 Minuten bis in die Innenstadt Seouls; wenn der Verkehr mitspielt. Hier auf dem Campus bin ich jetzt jedenfalls wirklich auf mich allein gestellt. Das Riesenbaby muss laufen und sprechen lernen.
Auch an der Uni vermeiden es die meisten Studenten – jedenfalls die, die ich bis jetzt getroffen habe – Englisch zu reden. Ist fürs Koreanischlernen super. Erleichtert den Start dazu allerdings nicht wirklich. Am ersten Abend im Wohnheim suchte ich irgendjemanden, um zu erfahren, wie man sich hier ins Internet einwählt. Blickkontakt funktionierte nicht. Glücklicherweise sah ich durch eine Glaswand einen jungen Studenten in der Mensa, der eine DFB-Shorts trug. Na, wenn das nicht der richtige Ansprechpartner für einen deutschen Austauschstudenten ist. Schon durch die Glastür bemerkte er unruhig, dass ich ihn ins Visier genommen hatte. Er hielt sich ungewöhnlich lange damit auf, das dreckige Geschirr wegzustellen und nochmal Wasser zu trinken. Aber ich ließ mein Opfer nicht mehr aus den Augen. Schließlich hatte er keine andere Möglichkeit mehr, als die Mensa durch die Glastür zu verlassen – und damit auf mich zu zugehen. Mit einem freundlichen „Annyonghaseyo“ ließ ich ihn zusammenschrecken. In gebrochenem Koreanisch erklärte ich ihm: „Ich bin Deutscher. Ich mag deine Hose.“ Er taute merklich auf und antwortete lachend: „Yes, I like the german national soccer team.“ „Aha! Du sprichst also Englisch!“ „Oh, nein, nein! Nur ein ganz ganz kleines Bisschen!“ „Egal, ich glaube du kannst mir helfen.“ Und das konnte er tatsächlich. Am Ende des Gesprächs wusste ich, wo ich das Netzwerkkabel fürs Internet bekommen konnte, hatte seine Handynummer für weitere Hilferufe und er nannte mich vertrauensvoll „Hyung“, älterer Bruder.
Ich wollte noch viel mehr schreiben, aber ich denke, es reicht für heute. Während ich im Bett liege und diesen Eintrag verfasse, donnert es so krass laut, dass ich für Augenblicke überlegte, ob Nordkorea vielleicht die Nerven verloren habe. Inzwischen ist es angenehm kühl geworden. Unangenehm laut zirpen die Millionen Grillen vor meinem Fenster. Noch ist das Bett neben mir leer, aber ein Mitbewohner soll in den nächsten Tagen hier einziehen und das Zimmer mit mir teilen. Vom noch unbekannten Mitbewohner, den zwei Chinesen, der netten Studentin (der ich im Supermarkt hinterherlaufen durfte) und den Hightechschlössern an koreanischen Zimmertüren erzähle ich vielleicht nächstes Mal.
Bis dahin, liebe Grüße,
euer Jonathan.
Seoul ist riesig, laut, bunt und voll von Menschen. Alle sehen ganz anders aus als ich, sprechen eine mir noch recht fremde Sprache und beschriften alles mit schönen Zeichen, die ich leider nur im Erstklässlertempo entziffern kann. Viele Koreaner können zumindest ein bisschen Englisch, vermeiden es aber so weit es geht, ihre Fremdsprachenkenntnisse anzuwenden. So komme ich mir all zu oft vor wie ein Riesenbaby, das, stets freundlich bemüht, letztendlich doch überhaupt nicht peilt, was vor sich geht. Das fängt schon beim Smalltalk an, geht beim Essen mit Stäbchen weiter und hört beim Bus- und U-Bahnfahren noch längst nicht auf. Ja, Seoul kommt mir vor, wie ein fremder Planet. Überall brauche ich Hilfe.
Seungyong hat mich total gastfreundlich, fast väterlich unter seine Fittiche genommen. Mit ihm habe ich vor allem Hongdae erkundet und die zahlreichen, kreativen Cafés, Bars und Restaurants besucht. In dem Café, in dem er mal ein paar Monate gejobbt hatte, bekam ich auch alleine selbstverständlich 50% Rabatt auf alles und manchmal den Kaffee sogar umsonst. Da er ein eigenes Auto hat, lud Seungyong mich ein, zum Haus seiner Eltern zu fahren, um das Leben abseits der Hauptstadtmetropole kennenzulernen. Cooler Weise besitzt sein Vater eine Pension direkt am Meer der Westküste Koreas. Bei Aprilwetter bestaunte ich die schöne Küstenlandschaft mit ihren Sandstränden, Kiefernwäldern und aus dem Meer ragenden Felsen. Hatte teilweise echt was von Skandinavien.
In dieser ersten Woche habe ich im Grunde jeden Tag Leute um mich gehabt, die ich schon aus Deutschland kannte. Einige hatte ich länger nicht gesehen, andere hatten Mainz nur ein paar Tage vor mir verlassen. Zufälligerweise ist zur Zeit auch Boris, ein Freund aus dem Koreanischsprachkurs, in Seoul zu besuch. Von daher war das Riesenbaby immer bestens unterhalten und fühlte sich auf dem fremden Planeten doch auch irgendwie heimisch. Das änderte sich allerdings Sonntag, als ich nach Jugjeon auf den Campus meiner Uni zog.
Bye bye Seoul, hallo Jugjeon. Jugjeon gehört im sprichwörtlich weiten Sinne noch zum Einzugsgebiet Seouls, ist aber nicht mehr Seoul. Noch vor vier Jahren lag die Dankook Universität im Herzen Seouls. Als die Uni aufgrund hoher Schulden kurz vor der Schließung stand, verkaufte sie ihre Immobilien und Grundstücke in der Stadt. Die Uni machte damit offenbar so viel Geld, dass sie ihre Schulden tilgen und einen komplett neuen Campus in Jugjeon aus dem Boden stampfen konnte. Der Campus liegt umsäumt von Wäldern auf einem Berg. Ist schön, aber anstrengend, weil man permanent bergauf oder bergab läuft. Mein Studentenwohnheim liegt natürlich ganz oben, im hintersten Eck auf dem Berg. Völlig abgeschnitten von der Außenwelt bin ich dann aber doch nicht. Im „Tal“ direkt vor dem Campus gibt viele Ess- und Trinkmöglichkeiten. Ein kostenloser Shuttlebus bringt die Studenten den ganzen Tag über zur nächsten U-Bahnstation und einem großen Supermarkt. Außerdem dauert es mit einem Expressbus nur ca. 40 Minuten bis in die Innenstadt Seouls; wenn der Verkehr mitspielt. Hier auf dem Campus bin ich jetzt jedenfalls wirklich auf mich allein gestellt. Das Riesenbaby muss laufen und sprechen lernen.
Auch an der Uni vermeiden es die meisten Studenten – jedenfalls die, die ich bis jetzt getroffen habe – Englisch zu reden. Ist fürs Koreanischlernen super. Erleichtert den Start dazu allerdings nicht wirklich. Am ersten Abend im Wohnheim suchte ich irgendjemanden, um zu erfahren, wie man sich hier ins Internet einwählt. Blickkontakt funktionierte nicht. Glücklicherweise sah ich durch eine Glaswand einen jungen Studenten in der Mensa, der eine DFB-Shorts trug. Na, wenn das nicht der richtige Ansprechpartner für einen deutschen Austauschstudenten ist. Schon durch die Glastür bemerkte er unruhig, dass ich ihn ins Visier genommen hatte. Er hielt sich ungewöhnlich lange damit auf, das dreckige Geschirr wegzustellen und nochmal Wasser zu trinken. Aber ich ließ mein Opfer nicht mehr aus den Augen. Schließlich hatte er keine andere Möglichkeit mehr, als die Mensa durch die Glastür zu verlassen – und damit auf mich zu zugehen. Mit einem freundlichen „Annyonghaseyo“ ließ ich ihn zusammenschrecken. In gebrochenem Koreanisch erklärte ich ihm: „Ich bin Deutscher. Ich mag deine Hose.“ Er taute merklich auf und antwortete lachend: „Yes, I like the german national soccer team.“ „Aha! Du sprichst also Englisch!“ „Oh, nein, nein! Nur ein ganz ganz kleines Bisschen!“ „Egal, ich glaube du kannst mir helfen.“ Und das konnte er tatsächlich. Am Ende des Gesprächs wusste ich, wo ich das Netzwerkkabel fürs Internet bekommen konnte, hatte seine Handynummer für weitere Hilferufe und er nannte mich vertrauensvoll „Hyung“, älterer Bruder.
Ich wollte noch viel mehr schreiben, aber ich denke, es reicht für heute. Während ich im Bett liege und diesen Eintrag verfasse, donnert es so krass laut, dass ich für Augenblicke überlegte, ob Nordkorea vielleicht die Nerven verloren habe. Inzwischen ist es angenehm kühl geworden. Unangenehm laut zirpen die Millionen Grillen vor meinem Fenster. Noch ist das Bett neben mir leer, aber ein Mitbewohner soll in den nächsten Tagen hier einziehen und das Zimmer mit mir teilen. Vom noch unbekannten Mitbewohner, den zwei Chinesen, der netten Studentin (der ich im Supermarkt hinterherlaufen durfte) und den Hightechschlössern an koreanischen Zimmertüren erzähle ich vielleicht nächstes Mal.
Bis dahin, liebe Grüße,
euer Jonathan.
Der Start (23.08.2010)
Nein, ich bin kein Asien-Fan. Ich besitze weder Satin-Bettwäsche mit chinesischen Schriftzeichen, noch hielt ich es jemals für nötig, mir ein Kochbuch voll von trendigen Wokgerichten zuzulegen. Trotzdem verschlägt es mich fünf Jahre nach meinem Zivildienst in Manila wieder nach Asien, diesmal nach Südkorea.
Seoul. Fast ein Drittel der südkoreanischen Bevölkerung lebt in dieser Metropole mit ihren vielen Satellitenstädten. Einer der ca. 20 Mio. Einwohner bin auch ich, für ein halbes Jahr. Ich werde an einer Uni Koreanisch lernen und ein paar weitere Kurse auf Englisch und Deutsch belegen. Stimmt, einerseits ist ein halbes Jahr viel zu kurz, um eine Sprache ordentlich zu lernen und um den großen Hunger des Fernwehs zu stillen. Anderseits bin ich froh, überhaupt so spontan und günstig doch noch ein Auslandssemester machen zu können. Ob das Glas halb voll oder halb leer ist, kann ich nicht genau sagen. In jedem Fall ist Soju (koreanischer Nationalschnaps) drin und das freut mich riesig.
Korea ist das Land, in dem man auf dem Handy fernsehen kann und sich alles nur Erdenkliche aus dem Internet nach Hause bestellt. Es ist das Land, in dem man schon 1 Jahr ältere Menschen höflich siezt und "Mach das zu Hause" zugerufen bekommt, wenn man seine Freundin auf der Straße küsst. In Korea gibt es Megachurches mit leuchtenden Neonkreuzen und uralte buddhistische Tempel. Man ist stolz auf das traditionell scharfe und durch viele Beilagen abwechslungsreiche Essen und erfreut sich trotzdem an fast allen bekannten amerikanischen Café- und Fastfoodketten. Mit seiner Teilung in Nord und Süd erinnert Korea an Deutschland, dessen Teilung in Ost und West Gott sei Dank Geschichte ist. In Korea ist der Sommer heißer und feuchter, als jede Sauna in Deutschland; der Winter ist so klirrend kalt wie man sich den Nordpol vorstellt. All das weiß ich nur vom Hörensagen. In den nächsten sechs Monaten werde ich sehen, was davon stimmt.
Erst vor ein paar Stunden bin ich hier gelandet und wurde mega freundlich empfangen. Vieles, vor allem die feuchte Hitze, erinnert mich an die Philippinen und trotzdem ist alles ganz anders und neu.
Korea ist für mich vor allem das Land, in dem ich gute Freunde habe und ich freue mich darauf, ihre Welt ein bisschen besser kennenzulernen.
Danke fürs Lesen und liebe Grüße,
Jonathan.
Seoul. Fast ein Drittel der südkoreanischen Bevölkerung lebt in dieser Metropole mit ihren vielen Satellitenstädten. Einer der ca. 20 Mio. Einwohner bin auch ich, für ein halbes Jahr. Ich werde an einer Uni Koreanisch lernen und ein paar weitere Kurse auf Englisch und Deutsch belegen. Stimmt, einerseits ist ein halbes Jahr viel zu kurz, um eine Sprache ordentlich zu lernen und um den großen Hunger des Fernwehs zu stillen. Anderseits bin ich froh, überhaupt so spontan und günstig doch noch ein Auslandssemester machen zu können. Ob das Glas halb voll oder halb leer ist, kann ich nicht genau sagen. In jedem Fall ist Soju (koreanischer Nationalschnaps) drin und das freut mich riesig.
Korea ist das Land, in dem man auf dem Handy fernsehen kann und sich alles nur Erdenkliche aus dem Internet nach Hause bestellt. Es ist das Land, in dem man schon 1 Jahr ältere Menschen höflich siezt und "Mach das zu Hause" zugerufen bekommt, wenn man seine Freundin auf der Straße küsst. In Korea gibt es Megachurches mit leuchtenden Neonkreuzen und uralte buddhistische Tempel. Man ist stolz auf das traditionell scharfe und durch viele Beilagen abwechslungsreiche Essen und erfreut sich trotzdem an fast allen bekannten amerikanischen Café- und Fastfoodketten. Mit seiner Teilung in Nord und Süd erinnert Korea an Deutschland, dessen Teilung in Ost und West Gott sei Dank Geschichte ist. In Korea ist der Sommer heißer und feuchter, als jede Sauna in Deutschland; der Winter ist so klirrend kalt wie man sich den Nordpol vorstellt. All das weiß ich nur vom Hörensagen. In den nächsten sechs Monaten werde ich sehen, was davon stimmt.
Erst vor ein paar Stunden bin ich hier gelandet und wurde mega freundlich empfangen. Vieles, vor allem die feuchte Hitze, erinnert mich an die Philippinen und trotzdem ist alles ganz anders und neu.
Korea ist für mich vor allem das Land, in dem ich gute Freunde habe und ich freue mich darauf, ihre Welt ein bisschen besser kennenzulernen.
Danke fürs Lesen und liebe Grüße,
Jonathan.
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