Nein, ich bin kein Asien-Fan. Ich besitze weder Satin-Bettwäsche mit chinesischen Schriftzeichen, noch hielt ich es jemals für nötig, mir ein Kochbuch voll von trendigen Wokgerichten zuzulegen. Trotzdem verschlägt es mich fünf Jahre nach meinem Zivildienst in Manila wieder nach Asien, diesmal nach Südkorea.
Seoul. Fast ein Drittel der südkoreanischen Bevölkerung lebt in dieser Metropole mit ihren vielen Satellitenstädten. Einer der ca. 20 Mio. Einwohner bin auch ich, für ein halbes Jahr. Ich werde an einer Uni Koreanisch lernen und ein paar weitere Kurse auf Englisch und Deutsch belegen. Stimmt, einerseits ist ein halbes Jahr viel zu kurz, um eine Sprache ordentlich zu lernen und um den großen Hunger des Fernwehs zu stillen. Anderseits bin ich froh, überhaupt so spontan und günstig doch noch ein Auslandssemester machen zu können. Ob das Glas halb voll oder halb leer ist, kann ich nicht genau sagen. In jedem Fall ist Soju (koreanischer Nationalschnaps) drin und das freut mich riesig.
Korea ist das Land, in dem man auf dem Handy fernsehen kann und sich alles nur Erdenkliche aus dem Internet nach Hause bestellt. Es ist das Land, in dem man schon 1 Jahr ältere Menschen höflich siezt und "Mach das zu Hause" zugerufen bekommt, wenn man seine Freundin auf der Straße küsst. In Korea gibt es Megachurches mit leuchtenden Neonkreuzen und uralte buddhistische Tempel. Man ist stolz auf das traditionell scharfe und durch viele Beilagen abwechslungsreiche Essen und erfreut sich trotzdem an fast allen bekannten amerikanischen Café- und Fastfoodketten. Mit seiner Teilung in Nord und Süd erinnert Korea an Deutschland, dessen Teilung in Ost und West Gott sei Dank Geschichte ist. In Korea ist der Sommer heißer und feuchter, als jede Sauna in Deutschland; der Winter ist so klirrend kalt wie man sich den Nordpol vorstellt. All das weiß ich nur vom Hörensagen. In den nächsten sechs Monaten werde ich sehen, was davon stimmt.
Erst vor ein paar Stunden bin ich hier gelandet und wurde mega freundlich empfangen. Vieles, vor allem die feuchte Hitze, erinnert mich an die Philippinen und trotzdem ist alles ganz anders und neu.
Korea ist für mich vor allem das Land, in dem ich gute Freunde habe und ich freue mich darauf, ihre Welt ein bisschen besser kennenzulernen.
Danke fürs Lesen und liebe Grüße,
Jonathan.